Im Jänner 2008 besuchte ich den gerade eben eröffneten neuen Teil des Museums zum Film „Der Dritte Mann“ in Wien. In diesem Teil ging es um die geschichtlichen Hintergründe zum Film.
Es war mein zweiter Besuch in diesem Museum. Im Juni 2007 hatte ich dort schon einen interessanten Gang durch die die Geschichte des Films, seiner Musik und seiner Rezeption gemacht.
Damals erfuhr ich im Gespräch mit dem Besitzer des Museums, dass er an einem weiteren Teil arbeiten würde. In der die Zeit in Wien dargestellt werden würde, in der der Film spielt.
Der Film wurde nämlich 1949 im noch vom Krieg zerstörten Wien gedreht und handelte von einem Amerikaner, der auf der Suche nach einem Freund ist, der sich aber im Laufe des Films als gesuchter Verbrecher heraus stellt.
Berühmt wurde der Film seinerzeit für seine einprägsame Filmmelodie und für die Verfolgungsjagden in den Kanälen von Wien. Und natürlich für die ungeschminkte Darstellung des zerstörten Wiens und das Leben in den Ruinen.
Nun, aber wie war nun das Leben in Wien des Jahres 1949? Waren die Szenen des Films authentisch? Waren in den Dialogen des Films Weisheiten verborgen, die der Weltbevölkerung etwas über das Wien der vier Besatzungszonen erzählen würde?
Vielleicht würde ich die Antwort in dem neu eröffneten Teil des Museums finden. Ich traf gleichzeitig mit zwei Japanern im Museum ein und stellte bei der Gelegenheit fest, dass hier auch auf japanisch geführt wird. Die Texte im Museum waren aber zu meinem Glück in deutsch bzw. englisch.
Deutsch schon allein deshalb, weil ich den drei Räumen über die Österreichische Vergangenheit von 1918 bis 1955 durch eine Vielzahl von Originaldokumenten, Briefen, Ansichtskarten und Zeitungsausschnitten informiert wurde.
Englisch deshalb, weil das Museum wichtige Informationen auch für seine englischsprachigen Besucher aufbereitet hatte. Denn der Film war seinerzeit ein Erfolg gewesen. Viele Amerikaner und Engländer nahmen Wien durch diesen Film wahr. Und so war auch das Stammpublikum in diesem Museum eher angelsächsisch.
Was ich bereits nach wenigen Blicken bemerkte, die Räume stellten eine Fundgrube für Informationen über die politischen Verhältnisse in jenen Zeit dar. Fast kam dabei der Film selbst zu kurz.
Bis ich dann die Täfelchen oben an der Wand bemerkte, die endlos aneinandergereiht, sich durch die Räume zogen. Darauf standen Dialoge aus dem Film, denen Schlagwörter aus jener Zeit zugeordnet waren.
So Schlagworte wie „Mangel“, „Schwarzhandel“, „Ausweispapiere“, die große Bedeutung für die Menschen von damals hatten und die auch im Film in Form dieser Dialoge thematisiert wurden. Unter diesen Dialogen zogen sich nun die vom Museumsbesitzer gesammelten Belege jener Zeit.
Da wären Briefe, die von den Bombenangriffen auf Wien erzählen. Oder Ansichtskarten, wo die Sehenswürdigkeiten von Wien noch die Kriegsschäden aufweisen. Passend zu dem Umstand, dass der Film im noch vom Krieg zerstörten Wien gedreht wurde.
Passend zu aktuellen Diskussionen in Österreich entdeckte ich auch Dokumente, die über Abschiebungen sprachen. In einer Anordnung der Behörde wurde geregelt, das ausgebombte Personen sich nur in jenen Gauen aufhalten dürfen, denen sie zugewiesen wurden. Taten sie das nicht, so sollten sie dorthin abgeschoben werden.
Auch nach dem Krieg war nicht jeder überall erwünscht. So galt es Millionen von Displaced Persons einer neuen Heimat zuzuführen. Im Film wird das durch Anna personifiziert, die sich mit gefälschten Papieren in Wien versteckt, weil sie eigentlich in der Tschechoslowakei sein sollte.
Den vier Besatzungsmächten im Film waren im Museum vier Puppen gewidmet, die die amerikanische, die russische und die britische Uniform tragen. Die französische Puppe war nackt, was in mir verschiedene Assoziationen aufwarf. Ich ging aber davon aus, dass man noch dabei ist, die entsprechende Uniform aufzutreiben.
Aber die Räume lebten ohnehin mehr durch die zahlreichen Zeitzeugen aus Papier. In einer Ecke erfuhr ich ein wenig über die Zeit der ersten Republik. Das hatte jetzt mit dem Film nicht viel zu tun, gehörte aber zum historischen Hintergrund dazu.
Führten ja die Zwistigkeiten der ersten Republik direkt in den Ständestaat und den Anschluss an das dritte Reich. In einem Zeitungsartikel las ich für mich erstmals zusammengefasst, was man sich am Vorabend des Anschlusses an militärischen Verteidigungsmaßnahmen überlegt hatte, aber dann doch nicht ausführte.
Meiner Meinung nach war dieser Teil des Museums eine interessante Ergänzung zu bekannten Darstellungen der österreichischen Geschichte, wie etwa im Heeresgeschichtlichen Museum.
Ich beschloss jedenfalls, meinen Besuch demnächst zu wiederholen. Vorher aber wollte ich mir unbedingt den Film noch mal ansehen. Denn nun würde ich wohl einzelnen Szenen und besonders einzelnen Dialogen ein ganz andere Bedeutung zumessen.
Quellen / Weiterführende Links
- Dritte-Mann-Museum (Webseite)
Museen > Österreich > Wien > Dritte-Mann-Museum