Einer der bekanntesten Orte in Venedig ist wohl der Dogenpalast und so besuchte ich ihn bei meinem ersten Aufenthalt in Venedig gleich an erster Stelle.
Lage
Ich erreichte den Dogenpalast mit dem Boot, den ich war am frühen Morgen noch in Punta Sabbioni. Das ist ein Ort auf einer Halbinsel in der Lagune. Ich legte mit dem Boot bei der Station San Marco an und erreichte den Dogenpalast innerhalb einer Gehminute. Der Dogenpalast befand sich inmitten der berühmtesten Sehenswürdigkeiten Venedigs: Markusplatz, Markuskirche, Markusturm und Seufzerbrücke.
Eintritt
Zum Zeitpunkt meines Erscheinens war der Kassenraum erstaunlich leer, keine Spur von den oft kolportierten Menschenschlangen. Ich löste einen Museumspass zu 11 Euro, der mir Zutritt zu den Museen am Markusplatz gewährte: Dogenpalast, Bibliothek, Correr Museum, Archäologisches Museum.
Audioguide
Neben der Eintrittskarte mietete ich mir auch einen Audioguide, der in einem Nebenraum zur Kasse angeboten wurde. Abweichend von vielen anderen Museen kostete der Autoguide relativ viel, nämlich 5,50 Euro. Mir reute das Geld aber nicht, ich empfand die Informationen auf dem Audioguide als sehr sinnvoll.
Auch das Gerät selbst war sehr innovativ. Es handelte sich dabei um einen CASIO Palm, wo mir der Weg durch den Dogenpalast auch angezeigt wurde. Auch die Vitrinen innerhalb eines Raumes wurden angezeigt, wenn sie gerade besprochen wurden.
Das Gerät war also relativ wertvoll. Deshalb musste ich auch meinen Personalausweis als Pfand hinterlegen. Auf Grund einer Nummer am Gerät bekam ich dann am Ende meines Besuches den Ausweis wieder zurück.
Allerdings hat der Audioguide eine Tücke: Die Kapazität der Batterien reicht nur für zwei Stunden. Nachdem ich mir die einzelnen Schaustücke und Säle sehr genau ansah, schaltete sich der Audioguide mitten in den Gefängnissen des Dogenpalastes ab und ich war für einen kurzen Moment orientierungslos. Zwar war der Weg sehr gut ausgeschildert aber ich vermisste ab diesen Moment die zusätzlichen Informationen des Audioguide doch sehr.
Garderobe
Zunächst führte mich mein Weg in den Innenhof des Palastes, den ich einmal zum Aufwärmen umging. Dabei kam ich an einer bewachten Garderobe vorbei, wo man scheinbar seine Rucksäcke und dergleichen unentgeltlich abgeben konnte.
Gastronomie
Unweit davon befand sich auch das Museumscafé, in dem ich mich erleichtert hinein setzte. Die Venezianische Sonne forderte ihr Tribut und so labte ich mich mit einem Getränk und einem Toast.
Die Preise waren venezianischen Verhältnisse entsprechend: Cola 3,70 Euro, Tortenstück 6,20 Euro, Cappuccino 3,10 Euro.
Das Café befand sich in einem kühlen Gewölbe, das durch ein Glasfenster den Blick auf einen der venezianischen Kanäle gewährte. So konnte ich bei einem belebenden Drink den Touristen beim Fahren mit den Gondeln zusehen.
Goldene Treppe
Aber nun ging es wirklich los. Der Audioguide geleitete mich in den ersten Stock, wo ich bald darauf die goldene Treppe benutzen durfte. Tatsächlich sind dort zwar nicht die Stufen, jedoch die Deckenverzierungen vergoldet.
Zimmer des Dogen
Die ersten Zimmer, die ich zu Gesicht bekam, waren für den Dogen bestimmt. In jedem Raum stand eine ausführliche Erklärung in Deutsch und Englisch auf einer Standtafel bereit. Der Audioguide wäre also nicht unbedingt notwendig gewesen, gab mir aber doch interessante Zusatzinformationen. Vor allem die Gemälde an den Wänden und an den Decken wurden ausführlich besprochen.
Schildersaal
Mein Herz höher schlagen ließ der Schildersaal. Hier befanden sich in der Mitte zwei riesige Globen und an den Wänden waren Landkarten von der ganzen Welt auf die Wand gemalt. Es war faszinierend die Welt der Venezianer mit deren Augen auf deren Karten zu sehen. Was mich bei dieser Gelegenheit immer wieder fasziniert, die Karten waren damals nicht genordet.
Grimani Saal
Im Saal dahinter sah ich dann ein paar Bilder, die den venezianischen Löwen zum Gegenstand hatten. Dieser wurde zum Teil mit interessanten politischen Botschaften abgebildet. So sah ich einen Löwen zur Hälfte im Wasser und zur Hälfte am Lande stehen, was auf die Vormachtstellung Venedigs zu Wasser und zu Lande hinweisen sollte.
Erizzo Saal
Im Erizzo Saal fand ich ein Fenster vor, das früher mal über eine kleine Leiter zu den hängenden Gärten des Dogenpalastes führte. Hier konnte der Doge inmitten der Dachlandschaft des Palastes ein wenig zwischen dem Grün seines Gartens wandeln. Eine nette Idee für mein eigenes noch zu bauendes Schloss.
Philosophenraum
Der Philosophenraum fiel durch seinen speziellen Grundriss in Form eines „T“ aus dem Rahmen. Was ich bei diesem Raum fast übersehen hätte, wenn ich nicht den Audioguide gehabt hätte, war eine kleine Privattreppe des Dogen zu den Räumlichkeiten ins obere Stockwerk. In diesem Treppenhaus fand ich dann ein übergroßes Bild des heiligen Christopherus vor, der diesmal das Jesuskind nicht über den Fluss, sondern an das Ufer von Venedig bringt.
Cornersaal
Im Cornersaal nahm ich mal die Gelegenheit wahr, durch die Fenster über die Dächer von Venedig zu blicken. Hier verbrachte ich viel Zeit, den eine italienische Dachlandschaft lässt sich keineswegs in fünf Minuten „sehen“.
Portraitraum
Der darauf folgende Portraitraum bot mir dann wieder eine andere Perspektive. Hier fiel mir ein Christusbild auf, wo Christus in einer sehr makabren Art und Weise über eine Sarg hing, der gleichzeitig auch sein Altar war. Das wirkte etwas düster und ich musste mich etwas setzen. In nahezu allen Räumen kann man auf Bänken sitzen, die entlang den Wänden geführt werden und noch zur Originalausstattung gehören! Ich saß also auf einem Holz, wo vielleicht auch schon mal der Doge oder zumindest einer seiner Mitarbeiter gesessen hatten.
Saal der vier Türen
Nun ging es weiter von den Räumen des Dogen zu den Staatsräumen. Würdevoll schritt ich in den Saal der vier Türen und prallte dort auf eine Italienerin, die einer japanischen Reisegruppe die zahlreichen Deckengemälde auf japanisch erklärte. Diese Mischung aus japanischer Sprache und italienischem Temperament faszinierte mich derart, das ich vorerst mal nur dem Klang der Italienerin zuhörte und weniger auf die vielen Gemälde in dem Saal achtete.
Senatssaal
Aber natürlich war ich aus einem anderen Grund hier. Voller Erwartung ging ich in den Senatssaal, der neben vielen Gemälden durch zwei Uhren auffiel. Die eine hatte nur einen Stundenzeiger, der sich entlang von konkret aufgemalten 24 Stunden bewegte. Die andere Uhr zeigte die Sternzeichen und die Mondphasen an.
Löwenkopf für Denunziationen
Im nächsten Raum wurde es mir ein wenig bang, den hier mussten die Angeklagten auf ihre Vernehmung warten. Interessant war hier eine Art Verbau mit zwei Türen, durch die man scheinbar in andere Bereiche des Justizteils des Dogenpalastes kommen konnte.
Bemerkenswert war ein Schlitz in der Wand, der auf der anderen Seite in einen (leider abmontierten) Löwenkopf mündete. Tatsächlich war es den Venezianern gestattet, anonyme Anzeigen in den Löwenkopf zu werfen. Diesen Anzeigen wurde dann von den Justizbehörden der Republik Venedig nachgegangen.
Waffenkammer
Leider konnte ich in Ermangelung des Löwenkopfes meine mitgebrachten Denunziationen nicht einwerfen und ging deshalb weiter zur Waffenkammer des Dogenpalastes. Hier erfuhr ich, dass es so was wie einen Rat der Zehn gegeben hat, die auch über die Palastwache verfügten. Und eben die Waffen dieser Wache konnte ich aus nächster Nähe sehen. Dabei fiel mir auf, dass viele Waffen die Markierung „C.X“ trugen. Das war das Zeichen des Rats der Zehn.
Nun, die Waffen der Wache hatten es in sich und ich vermute mal, dass auch Beutewaffen dabei waren. Zum Beispiel sah ich türkische Schiffslaternen und eine türkische Enterbrücke, die vielleicht bei der siegreichen Seeschlacht von Lepanto erbeuten wurden.
Bemerkenswert waren besonders schön gefertigte Masken für die Pferde und auch Knabenrüstungen. Etwas gruselig war ein besonders wehrhaft wirkender Keuschheitsgürtel und endgültig haarsträubend waren dann die so genannten „verbotenen“ Waffen. Darunter befanden sich Schatullen und Schlüssel, die bei Gebrauch einen tödlichen Schuss abgeben. Quasi James Bond auf Venezianisch.
Völlig überrascht war ich dann von einer Art Vorläufer des Maschinengewehrs, mit denen die Palastwachen von damals schon ihre Gegner einschüchtern konnten.
Saal des großen Rates
Nach der Waffenkammer gelangte ich über Treppen in den Saal des Großen Rates, der mir vor allem durch seine riesige Ausdehnung in Erinnerung blieb.
Schließlich hatte er eine Länge von 53 Metern und eine Breite von 25 Metern. Kulturhistorisch ist wohl das Bild „Das Paradies“ interessant. Ich persönlich fand aber ein anderes Detail des Raumes bemerkenswert: Auf den Wänden waren alle Dogen abgebildet. Bis auf einen, der sich des Verrates schuldig gemacht hatte. Sein Bild wurde mit einem schwarzen Vorhang übermalt.
Ballettsaal
Beim nächsten Saal brach leichte Verwirrung aus, den die Aufschriften auf den Beschreibungen stimmten nicht mit den Beschreibungen auf meinem Audioguide überein. Trotzdem sollte man gerade diesen Saal nicht übersehen. Von hier konnte ich nämlich auf einen Balkon raustreten und hatte einen herrlichen Blick auf das Treiben am Markusplatz! Huldvoll grüßte ich in die Runde … die Reaktion beim venezianischen Volk war aber gleich null.
Ansonsten gab es in dem Saal zahlreiche Schlachtenbildern zu sehen, vor allem von der siegreichen Schlacht bei Lepanto gegen die Flotte der Osmanen.
Justizräume
Anschließend musste ich noch mal durch den großen Saal des Rates und gelangte dann über einige Türen zum Justizteil des Dogenpalastes. Die Erinnerungen an die Einzelheiten der Räume verblassten allerdings gegen ein ganz anderes Erlebnis.
Hieronymus Bosch
In einem sehr stark klimatisierten Raum – es war atemberaubend kalt – befanden sich hinter dickem Glas einige Gemälde von Hieronymus Bosch. Dieser Maler hatte mich als Kind schon mit seinen Werken beeindruckt. Vor allem seine Bilder über das jüngste Gericht hielten mich damals vor so mancher Sünde ab. Hier stand ich nun vor seinen Werken und konnte die Details auch nächster Nähe betrachten. Besonders beeindruckt hat mich das Bild über den Weg zum Himmel. Er malte nämlich einen mit Licht erfüllten Tunnel, ganz wie es Menschen mit Nahtoderlebnissen gerne schildern.
Seufzerbrücke
Von den Gemälden ging es dann weiter in Richtung der neuen Gefängnisse, die dem Dogenpalast angegliedert sind. Diese betrat ich über die Seufzerbrücke. Von dieser wusste als Kind nur, dass sich Liebespaare gerne küssen, wenn sie unter der Brücke durchfahren. Jetzt weiß ich, dass der Namen vom Seufzen der Gefangenen stammt, die über die Brücke in Richtung Kerker geführt wurden.
Gefängnisse
Ausgerechnet in diesem verwinkelten Teil versagte mein Audioguide! Die Batterien hielten nur für 2 Stunden und nun stand ich im Gefängnis ohne vertiefender Information. Prompt verlief ich mich auch in dem Gewirr der Gänge und Kammern.
Das hatte aber weniger mit dem Audioguide zu tun, den man sollte sich ja auch ohne dem Gerät zurechtfinden können. Ich vermute eher, dass eine Tür offengeblieben war, die eher geschlossen hätte sein sollen und so kam ich auf einen Weg, der dann dem eigentlichen Rundgang entgegenging. Nachdem ich dann aber mehrmals die Pfeile gegen mich gerichtet sah, kam ich wieder auf den „rechten Weg“.
Die Gefängnisse waren sehr beeindruckend, den sie waren sehr groß. In vielen Burgen und Schlösser bestehen ja die Kerker aus maximal ein bis drei Kammern, aber hier waren es fast schon Kasernen. Das wirft doch ein bezeichnendes Licht auf die Gerichtsbarkeit und für wie viel Gefangene man eigentlich gerüstet sein wollte.
Spannend war für mich, dass ich gerade in der Phase des Herumirrens ständig die Stimmen der Touristen auf der Straße hören konnte. Tatsächlich führten viele vergitterte Lucken von den Zellen zur Straße hinaus und ich konnte nachvollziehen wie sich die Gefangenen gefühlt haben müssen. Gefangen in den Kammern aber ständig das Geplauder von den freien Menschen draußen.
Interessant waren auch die Kritzeleien auf den Wänden, den besonders interessanten Zeichnungen war auch eine eigene Ausstellung in einem Raum gewidmet.
Zensorensaal
Irgendwie kam ich dann doch wieder in die Welt der Freien und befand mich im Zensorensaal. Dort saßen angeblich zwei Herren und dachten über die Sitten in Venedig nach. Eine merkwürdige Sitte finde ich, vielleicht haben sie auch nur Schach gespielt, ich weiß es nicht.
Kastensaal
Schon interessanter fand ich den Kastensaal. Hier wurden zwei Bücher verwahrt, wo die edlen Familien Venedigs eingetragen waren. Es wurde dadurch darüber gewacht, das die adligen Familien rein blieben, also sich niemand unter dem Stand vermählte. Die Bücher konnte ich leider nicht besichtigen, allerdings konnte ich einen Blick auf den Kasten werfen. Dieser war zwar sehr edel ausgestattet, machte auf mich aber eher den Eindruck eines Einbauschrankes in einem größeren Schlafzimmer.
Museumsshop
Nach diesem despektierlichen Gedanken ging es weiter in die Räume der niedrigen Dogenkanzlei, die heute als Museumsshop genutzt werden. Dieser war gut angefüllt mit Büchern, Videos, Plakaten, Postern und ähnlichem Material. Besonders erwähnenswert war aber auch ein breites Angebot an Schmuck und Glasprodukten von der Insel Murano. Die Bücher waren übrigens auch zu einem großen Teil in Deutsch erhältlich. Über eine Treppe gelangte ich dann vom Museumsshop in das Museumscafé und bald darauf stand ich wieder am Eingang des Dogenpalasts.
Museo dell’Opera
Bei der Rückgabe des Audioguide entdeckte ich noch eine Sammlung von Kapitellen. Ursprünglich war ich daran vorbei geeilt, weil ich mir nichts über die Oper ansehen wollte, was aber ein Missverständnis meinerseits war.
Vielmehr wurde in einigen Räumen eine Sammlung von Säulen und Kapitelle gezeigt, die ursprünglich im Dogenpalast zum Teil recht weit oben eingebaut waren. So konnte ich die zahlreichen Details aus nächster Nähe sehen, während man sie sonst ja nur mit einem Feldstecher betrachten hätte können.
Geheimgänge
Leider gab es eine Sache, die ich mir nicht ansehen konnte. Vor allem in den oberen Stockwerken gibt es Geheimgänge, die man aber nur mit einer Führung betreten darf. Diese Führungen finden allerdings nur individuell statt. Sollte ich also noch mal nach Venedig kommen, werde ich vorher mit der Museumsleitung telefonieren um an einer Führung teilnehmen zu können.
Fazit
Ich war von der Vielzahl von Eindrücken aber auch den sehr ausführlichen Informationen über das staatliche System der damaligen Republik Venedig echt überrascht. Für mich war es ein wahres Erlebnis, das mich insgesamt mehr als drei Stunden im Palast gefangen hielt.
Quellen / Weiterführende Links
- Dogenpalast (Webseite)
- Dogenpalast (Wikipedia)