Ein Ufo ist in Bremen abgestürzt! Oder doch nicht? Es sieht zwar aus wie ein abgestürztes Ufo, ist aber in Wirklichkeit ein sehr interessant gestaltetes Science Center, wo der Besucher die Möglichkeit hat, die drei Themengebiete MENSCH, ERDE und KOSMOS durch selbständigem Experimentieren zu erfassen.
Lage
Der Anmarsch gestaltete sich für mich allerdings etwas schwierig, zumal es auch noch regnete. Nachdem ich mit der Straßenbahn Nr. 6 vom Hauptbahnhof kommend an der empfohlenen Haltestelle Universität ausgestiegen war, sah ich vorerst mal, dass ich nichts sah. Eine riesige Uni auf der einen Seite, ein paar Häuser auf der anderen Seite, dazwischen viele Bäume. Eine nette Bremerin half mir dann aber mein Ziel zu finden. Es lag ca. 100 Meter weiter an der Wienerstraße und ähnelte stark einem abgestürzten UFO, dass sich zur Hälfte in die Erde vergraben hatte.
Eintritt
Nachdem ich das UFO über eine schmale Treppe betreten hatte, wandte ich mich zur Kasse, wo ich für ein Vollpreisticket 10 Euro bezahlte. Wäre ich ein Kind über 6 Jahre gewesen, hätte ich nur 6 Euro bezahlt, oder besser gesagt meine Eltern. Die Preise erscheinen relativ hoch, aber man bezahlt hier wohl für den Spaßfaktor mit.
Ausstellung
Die drei Themenschwerpunkte MENSCH, ERDE, KOSMOS waren so über die Stockwerke verteilt, dass ich ständig über Treppen rauf und runter laufen musste. Das hält jung. Zwar konnte man auch Aufzüge benutzen, ich glaube aber nicht, dass zum Beispiel Rollstuhlfahrer diese Ausstellung wirklich genießen können. Zu oft muss man durch enge Gebilde gehen oder sich an eine Sache heransetzen.
Dabei wurden die Wege so optimiert, dass man ein Thema erledigt haben sollte, bevor man ein neues angeht. Ich muss gestehen, ich habe mir verirrt. Aber ich glaube, das ganze Science Center dient nicht dem geradlinigen Lernen, sondern eher dem spielerischen Begreifen, dem Staunen und Erfahren.
Und nun zu meinen Erinnerungen über die Besonderheiten des Science Centers. Weil ich ohnehin kreuz und quer lief, erlaube ich mir, in diesem Bericht auch kreuz und quer zu denken.
Da wäre einmal die erfrischende Präsentation der verschiedensten Thematiken. Man verbringt wenig Zeit mit Lesen, statt dessen ist man ständig bemüht, die angebotenen Experimente durchzuführen oder einfach nur zu schauen, zu hören oder zu riechen.
Zeitweise tappt man allerdings auch im Dunkeln. Da wäre das Taktilon, wo ich mich in völliger Dunkelheit durch eine Art Wohnung bewegen musste. Es gab einen leichten Weg (nach rechts) und einen schwierigen Weg (nach links). Der leichte Weg war ziemlich einfach gestaltet, ich musste lediglich darauf achten, dass ich immer die Wand an meiner rechten Seiten berührte, ich also vom „rechten“ Weg nicht abkam. Wer hingegen den linken Weg wählt, hat da einige Schwierigkeiten zu bewältigen, weil man sich durch die verschiedenen Ecken der Wohnung bewegen muss.
Es gibt auch noch andere Installationen. Da wäre zum Beispie die Zeitmaschine. Nachdem ich brav fünf Minuten gewartet hatte, durfte ich sie besteigen und fuhr mit „Lichtgeschwindigkeit“ an den Beginn des Universums und auch gleich wieder zurück. Also, diese fünf Minuten werde ich mir das nächste Mal sparen.
Übrigens, wenn ihr nicht gleich an das gewünschte Experiment herankommt, weil es gerade wieder mal von anderen Besuchern belagert ist, könnt ihr die Zeit sehr gut damit verbringen, die interaktiven Programme bei den Computerterminals auszuprobieren. Es sind überall die gleichen Programme installiert. Man kann also die Wartezeiten nett überbrücken, indem man beim nächsten PC da weitermacht, wo man beim vorherigen aufgehört hat.
Weil wir gerade über Zeit reden. Im Themenbereich Mensch gab es eine sehr rührende Bildlaufleiste, wo man Menschen von ihrer Geburt an bis zu ihrem hohen Alter fotografiert hatte. Es sind zwar nicht dieselben Menschen (wohl aber sehr ähnlich), aber es hatte schon eine sehr besinnliche Wirkung auf mich.
Gleich daneben gab es dann was zum Schmunzeln. Hier konnte ich ablesen, wie viele Stunden, Tage, Jahre wir mit welchen Tätigkeiten verbringen. Essen, Schlafen, Arbeiten, Telefonieren, Fernsehen (liegt alles im Bereich von Jahren) und auch sexuelle Höhepunkte (dauern in Summe nur 2,5 Stunden in unserem Leben).
Apropos Arbeit, ich liebe Arbeit und darum schaue ich auch gerne anderen Lebewesen bei der Arbeit zu. Zum Beispiel den Blattschneideameisen. Diese netten Tierchen, die in manchen billigen B-Movies ganze Landstriche samt Landbevölkerung zernagen, waren hier in mehreren relativ langen durchsichtigen Röhren eingeschlossen und beschäftigten sich hauptsächlich damit, einen ebenfalls eingeschlossenen Blätterzweig abzunagen und mit dem Material einen Pilz zu füttern, mit dem sie in Symbiose lebten. Es war wirklich interessant zu beobachten, wie sie die Blätter zerschnitten und dann mühevoll den schrägen Röhren hinauf- und wieder hinunter trugen. Beachtenswert war es auch, wenn sich zwei Ameisen in den Röhren trafen, sie schienen irgendwie zu kommunizieren, indem sie sich kurz berührten. Ich frage mich, was die sich so zu erzählen hatten?
Leider konnte ich diese emsigen Ameisen nur bei meinem ersten Besuch so richtig beobachten, bei meinem zweiten Besuch (Februar 2003) war bereits alles abgenagt und die Ameisen übten sich im Umschichten. Hier war ich echt enttäuscht, die Ausstellungsleitung sollte dort mal einen neuen Zweig zum Abnagen bereitstellen!
Eine nette Idee, die man mit seiner Partnerin oder seinem Partner umsetzen könnte, wurde bei den Spiegeln angeboten. Wenn sich beide auf je einer Seite eines speziell konstruierten Spiegels stellen, sehen sich beide in einem Spiegelbild vereint. Nett nicht?
Wer übrigens immer schon raus finden wollte, wo er seine Schokoladenseite hat, kann das gleich nebenan tun. Hier gibt es eine Installation, die man leicht übersieht, wenn man nicht darauf aufmerksam gemacht wird.
Nachdem ich unter einer Wand durch gekrochen war, befand ich mich in der Mitte eines Kaleidoskops! Links, rechts, vorne, hinten und auch noch oberhalb befanden sich Spiegel: Man sieht sich selbst und das gleich hunderte Male! Also lächelte ich mir zu und netterweise haben nahezu alle meine Spiegelbilder zurückgelächelt.
Das Lächeln gefror mir allerdings auf meinen Lippen, als ich etwas später im Themenbereich ERDE, in eine Kältekammer stieg. Hier herrschten wahrhaft eisige Temperaturen, mir blieb für einen kurzen Augenblick fast das Herz stehen. Alles in allem aber doch eine interessante Erfahrung. Ganz in der Nähe gab es übrigens eine Installation, wo ein Wirbelsturm simuliert wurde. Hätte das Ding gerne fotografiert aber so ein Knirps fuhr mit der Hand in die Installation und aus war es mit dem Wirbel.
Ach ja, geht auf keinen Fall mit Freunden ins Science Center, mit denen ihr noch eine Rivalität auszutragen habt! Es gibt da einige Experimente wo man auf Geschicklichkeit und Gedächtnis getestet wird. Zum Beispiel wird gemessen, wie lange man sich auf einer Wippe in Balance halten kann oder wie lange man braucht um auf einer drehbar gelagerten Platte fünf Kugeln in die passenden Löcher zu bugsieren. Da könnte es schon sein, dass ihr hier etwas mehr Zeit braucht bis klar ist, wer von euch die Nr. 1 ist!
Ich wollte übrigens schon immer meinen Schatten werfen, und diesmal hatte ich auch die Gelegenheit dazu! Im Themenbereich KOSMOS gibt es eine Installation wo man sich durch einen weißen Raum bewegt. Plötzlich zuckt ein Blitz und der eigene Schatten ist für einen kurzen Zeitraum an die Wand gebannt. Jedenfalls lange genug, um mal schnell ein Foto von seinem Schatten zu machen.
Besonders beeindruckend fand ich die Experimente, die man mit der Nase machen konnte. Hier wurde erklärt wie Düfte unterschieden werden und man konnte sich auch gleich ausprobieren. „Moschus“ und „Pfefferminz“ sind angenehm, schnüffelt aber nicht an den Topf, wo „faulig“ drauf steht. Igitt!
Museumsshop
Der Museumsshop war gleich nebenan und ist eine Fundgrube für Hobbywissenschaftler und solche, die es werden möchten. Es gibt Experimentierbaukästen und Wissenssoftware, natürlich auf einem Niveau, das man es auch Kindern und Jugendlichen schenken kann. Ich habe mir allerdings nichts gekauft, ich gebe mein Geld lieber für Eintrittskarten aus.
Resümee
Das Science Center war sowohl bei meinem ersten als auch bei meinem zweiten Besuch ein Erlebnis. Ich brauchte beim ersten Mal insgesamt 6 STUNDEN (!) um mit allem durch zu sein. Solltet ihr nur wenig Zeit mitbringen können, würde ich euch empfehlen mit dem Thema MENSCH zu beginnen, weil ihr dort über euch selbst besonders viel erfahren könnt. Die anderen Themen KOSMOS und ERDE sind zwar nicht weniger interessant, brachten aber nicht so viel Erkenntnisgewinn für mich, wie eben der MENSCH!
Quellen / Weiterführende Links
- Universum® Bremen (Webseite)
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