Im Mai 2008 besuchte ich die Burgruine Čachtice in den kleinen Karpaten und hielt Ausschau nach der sagenhaften Blutgräfin. Ich fand sie nicht, sie mich schon.

Die 'Blutgräfin' Erzsébet Báthory war mir schon von mehreren Erzählungen bekannt gewesen, galt sie doch als eine Figur, die Bram Stoker beim Schreiben seines Romans 'Dracula' zumindest bekannt war.

Auch kannte ich eine Sage von einer Burg in Österreich, wo eine Frau ähnliche Taten vollbracht hatte, wo es aber im Gegensatz zu Čachtice keine Gerichtsakten dazu gab.

Was hat diese Frau verbrochen? Eine Moment, zunächst muss ich mal auf die Burg rauf. Vom Parkplatz im Ort sollten es 45 Minuten Fußmarsch sein. Ich hoffte, in 30 Minuten oben zu sein.

Das entpuppte sich dann als Illusion, denn der Weg war steil. Sehr steil sogar und überraschenderweise anfangs noch gut asphaltiert.

Nach einer gewissen Zeit wandelte sich die Straße aber in eine Schotterpiste und bald darauf war auch die Piste weg. Zeitweise ging ich durch Wald, manchmal kam ich an diesen typischen Datschas vorbei.

Irgendwann war ich auf der Kuppe des Hügels angelangt, der Wald trat zurück und ich stand im hüfthohen Gras, von der Burg zunächst keine Spur zu sehen.

Schön langsam wurde mir klar, warum die Blutgräfin so lange ihre Untaten verbergen konnte (man warf ihr die Tötung von jungen Mädchen vor). Zu ihrer Burg kommt man nicht so schnell!

An einem Hohlweg gab ich die Hoffnung schon fast auf, doch dann stand sie vor mir. Wie aus dem Nichts tauchten die verbliebenen Mauern der Burg auf, deren Errichtung auf das 13. Jahrhundert zurück geht.

Vom Hohlweg aus wirkten die Mauern nicht wirklich mächtig, eher einfallslos rund um die Reste eines Turmes gebaut. Doch im Inneren wurde mir die Größe der Burg und ihrer zahlreichen Räume rasch klarer.

Vom Hohlweg hatte ich nämlich nur die eine schmale Seite der sich lang über die Hügelkuppe erstreckenden Anlage gesehen. Eine Anlage, die ursprünglich zur Sicherung der ungarischen Grenze gegen Norden erbaut worden war.

Einige Zeit lang gehörte sie dem Adeligen Stibor zo Stiboríc a Beckova, dessen andere Burg Beckov ich bereits auf der Herfahrt an der Autobahn gesehen hatte.

Später kam sie an das Geschlecht der Nádasdy, von denen sich speziell Franz Nádasdy im Kampf gegen die Türken einen großen Namen gemacht hatte.

Seine Frau Erzsébet Báthory hatte sich dann auch einen Namen gemacht, allerdings als Serienmörderin. Was sie genau getan hatte, konnte ich aber bei meiner Reisevorbereitung nicht wirklich raus finden.

Scheinbar war Sie eine krankhafte Serienmörderin, aber die Gerüchte machten aus ihr schnell eine besonders grausame Sadistin, die im Blut ihrer Opfer badete.

Und die spätere Literatur tat ihr übriges. Manchmal hatte ich beim Lesen der Texte den Eindruck, die Autoren benutzten die Figur der  Báthory, um ihre eigenen Phantasien zu Papier zu bringen.

Aber zurück zur Burg. Viel war nicht mehr da, 1708 hatten Aufständische unter Franz II. Rákóczi die Burg erobert, worauf das Bauwerk dem Verfall preis gegeben wurde.

Zum Zeitpunkt meines Besuches waren zwar einige Sanierungsmaßnahmen zu sehen, doch die verbliebenen Mauern der Burg ragten nach wie vor wild und bizarr in die Höhe.

So war es mir auch nicht möglich, jene Kammer zu identifizieren, in der die Gräfin Erzsébet Báthory zur Strafe ihrer Untaten eingemauert bzw. unter Arrest gestellt worden war.

Nun, die Burg war zwar zerstört, aber der wundervolle Blick auf die Landschaft ist geblieben. Während in der einen Richtung sich mehrere Hügel mit Wälder erhoben, entdeckte ich auf der anderen Seite die Gleise einer Nebenbahn.

Vielleicht könnte man ja von dieser Bahn ein tolles Foto von der Burg von unten schießen? Ich beschloss diese Idee später im Jahr nach zu gehen und machte mich auf dem Rückweg.

Der Rückweg ging nun rascher vonstatten, was in erster Linie an den dunklen Wolken lag, die sich plötzlich über mich zusammen brauten und mit Donnerschlägen auf sich aufmerksam machten.

In solchen Momenten verfluche ich gerne alle Eroberer, die Burgen in Brand setzen, denn so gab es jetzt für mich keinen Unterstand mehr. Ich konnte nur noch hoffen, dass mich die Bäume gegen den bald einsetzenden Regenguss schützen würden.

Doch alle Hoffnung war vergebens. Ich wurde von einem der stärksten Wolkenbrüche meines Lebens förmlich eingeweicht. Am Parkplatz eingetroffen fragte mich jemand angesichts meines Zustands scherzhaft, ob mich der Fluch der Erzsébet Báthory getroffen hätte? Tja, ... wer weiß das so genau?

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