Ägypten! Land der Pharaonen, der Pyramiden und der verführerischen Kleopatra. All das kam mir in den Sinn, als ich an einem grauen Oktobersonntag nach langer Zeit wieder mal in das staatliche Museum für ägyptischen Kunst in München ging.
Die Pyramiden waren leider zu groß für das Museum und Kleopatra gerade nicht da, aber der Rest konnte sich durchaus sehen lassen. Den das Museum hatte Geburtstag gefeiert und alle seine besonderen Erwerbungen der letzten 25 Jahre hervorgeholt.
Ausstellung
Wer einen guten Abriss über die ägyptische Geschichte erwartet, wird in diesem Museum vielleicht etwas enttäuscht sein, den davon ist kaum etwas zu sehen. Statt dessen handelt es sich vielmehr um eine Sammlung von Kunstgegenständen aus dem Ägypten der Pharaonen, aber auch Griechen und Römer.
Die Ausstellung teilte sich dabei in zwei Bereiche, die auch räumlich stark getrennt waren. Nach der Kasse kam ich mal in den ersten Teil.
Dieser war mit seinen drei Räumen recht überschaubar. Die Stücke waren in größeren Abständen angeordnet und gut beschriftet. Die Räume waren in einem angenehmen Licht getaucht, passten allerdings von ihrer Ausstattung nicht ganz dazu. Das lag wohl daran, dass das Museum in der Residenz von München untergebracht ist.
Im Kunsthistorischen Museum in Wien zum Beispiel hat man die Räume für die ägyptischen Stücke sehr schön umgestaltet, als ob man in Ägypten selbst wäre. Allerdings sind dort die Stücke nicht so überschaubar wie hier in München.
Ich konnte den Stücken sehr nahe kommen, den viele befanden sich nicht in einer Vitrine. Natürlich durfte ich sie nicht berühren, aber wenn ich mit einem schönen Material konfrontiert werde, gehe ich schon gerne mal ganz nahe heran.
Die Schaustücke vermittelten mir ein wenig den Eindruck, dass es sich um besondere Stücke handelte und nicht um eine Aneinanderreihung von 'Seht her, was wir alles ausgegraben haben!' Das lag vielleicht auch daran, dass alle diese Stücke bewusst gesammelt wurden, und man dann eben nur die besten Stücke und nicht jeden antiken Nippes kauft.
Wenn ich zum Beispiel an eine aus Kupfer angefertigte Statue eines 'hohen Beamten' denke, der mich in seiner leicht übergewichtigen unsportlichen Haltung tatsächlich an einen mir bekannten Beamten erinnerte.
Oder die übergroße Statue des Antinous, des jugendlichen Freundes von Kaiser Hadrian, in den der Kaiser so verliebt war, dass er diese Statuen in vielen Teilen des Reiches aufstellen ließ.
Und nicht zuletzt diese eigenartig wirkenden Würfelstatuen, wo die Menschen fast auf einen Würfel reduziert abgebildet wurden.
Auch die Tierfiguren fand ich faszinierend. Viele Tiere haben ja an sich schon eine gewisse majestätische Ausstrahlung, aber in der ägyptischen Kunst wirken sie durch die elegante Formgebung und durch das edle Material noch beeindruckender auf mich.
Neben edlen Falken und Krokodilen gab es aber auch weniger edle Modelle zum Spielen mit weiß-schwarz gescheckten Kühen aus Holz zu sehen. Das sah zwar nicht so gut aus, doch kam mir unwillkürlich der Vergleich zu unserem heutigen Playmobil Spielzeug hoch.
Der zweite Tal befand sich dann in einem anderen Teil des Gebäudes und war durch die große Eingangshalle vom ersten Teil getrennt. Allerdings befand er sich in Sichtweite, ich konnte ihn schon beim ersten Betreten des Museums erkennen.
Hier im zweiten Tal bewegte ich mich merkbar in einer jüngeren Zeit als im ersten Teil. So entdeckte ich schon einiges griechisch und römisch Beeinflusstes unter den Plastiken. Oder sollte ich besser sagen einiges ägyptisch Beeinflusstes unter den römischen Plastiken?
Tatsächlich hatten ja die Römer das Land kurz vor der Zeitenwende besetzt und bald drang ägyptische Kultur bis nach Rom. Ich habe das noch in keiner Ausstellung so gut sehen können, wie hier in München.
Leider war dieser Teil des Museums deutlich schlechter beschrieben als der erste Teil. Da ich schon öfters in diesem Museum war, weiß ich, dass die Beschriftungen schon mal besser waren. Ich nehme deshalb an, dass man gerade dabei ist alles neu zu gruppieren und zu beschriften.
Spannend fand ich einige antike Stoffreste, die sich dann aber als doch nicht so alt herausstellten. So sah ich Tuniken aus dem 5. Jh. Das sich Stoffe so lange gehalten haben, halte ich trotzdem für bemerkenswert.
Das Highlight im zweiten Teil war für mich zweifellos die große goldene Sargmaske der Sat-Djehuti in der so genannten Sargkammer des Museums. Sie war zwar nicht so aufregend gestaltet wie die Maske des Tut-Ench-Amun aber dafür irgendwie größer.
Bei der Gelegenheit muss ich erwähnen, dass ich in diesem Museum noch eine Totenmaske aus Gold gesehen habe, wo ich den Eindruck hatte, dieser spezielle Pharao lacht seine Besucher aus! Vielleicht hat er das Glückslos gezogen und hat es wirklich geschafft ins Paradies einzuziehen?
Einen interessanten Input gab mir die Ausstellung in unserem Bezug zu den Tieren. So las ich auf Tafeln, dass die Ägypter die Tiere als gleichwertige Lebewesen betrachteten, während die Christen die Tiere als ihnen untertan bezeichneten.
So lässt es sich auch erklären, dass in der ägyptische Religion die Götter auch Tiergestalt annehmen konnten, während Tiere in der christlichen Religion fast völlig ignoriert werden, wenn man mal von der Taube als Symbol des heiligen Geistes absieht.
Auf einer Tafel erfuhr ich dann auch etwas über das Museum selbst. Die Schaustücke entstammten der Sammlung der bayrischen Herzöge und wurden nach dem Untergang der Monarchien hier gesammelt
Nun, so wahr ist das eigentlich nicht. Wie ich später auf der besonders schön gestalteten Website des Museums erfuhr, befinden sich Teile der Sammlungen auch im Schloss Seefeld, im Schulmuseum Ichenhausen und im Keramikmuseum Weiden.
Deshalb werde ich diesen Bericht jetzt mal beenden und nachsehen, wie ich dort hinkomme. Wer sich aber mal die Sammlung in München ansehen möchte, hier noch ein paar Details:
Lage
Das Museum befand sich in einem Teil der Münchner Residenz und war für mich über die U-Bahn Station Odeonsplatz sehr leicht zu erreichen. Von dieser begab ich mich in Richtung Feldherrnhalle (das Gebäude mit den großen Löwen) und bog dann in ein kleines Tor ein, dass mich in den so genannten Hofgarten führte. Dort wies mir ein Obelisk den Weg, der auf gleicher Höhe wie der Eingang zu dem Museum stand. Der Eingang selbst war zwar sehr groß aber nur sehr bescheiden beschriftet.
Eintritt
Der Eintritt war für mich kostenlos, den ich besuchte das Museum an einem Sonntag. An diesem Wochentag gibt es freien Eintritt, ansonsten beträgt der Vollpreis 3,50 Euro und der ermäßigte Preis 2,50 Euro.
Garderobe/Fotografieren
Die Garderobe bestand aus verschließbaren Garderobeschränken vor dem Kassenraum. Diese Schränke waren groß genug, um Mäntel ohne knautschen und drücken unterzubringen. Zum Abziehen der Schlüssel musste ich einen Euro Pfand einwerfen.
Das Fotografieren war ohne Blitz und Stativ erlaubt.
Gastronomie
Im Museum gab es keine Gastronomie. Aber gleich neben der Residenz gehe ich gerne ins Tomaselli, ein so richtig alt wirkendes Café wo man eng zusammengedrängt seine Mehlspeisen genießen kann.
Toiletten/Mobilität
Die Toiletten befanden sich im ersten Teil des Museums und waren nicht für Rollstühle adaptiert.
Dafür gab es einen anderen bemerkenswerten Hinweis. Auf den Toiletten war Rauchen verboten. Sollte ein eventueller Raucher einen Feuerwehreinsatz herbeirufen, müsse er mit einer Schadenersatzforderung von 1.500 Euro rechnen.
In anderen Worten: Rauchen schadet nicht nur ihrer Gesundheit sondern auch ihrem Geldbeutel!
Museumsshop
Die Kasse war gleichzeitig auch ein Museumsshop und verkaufte hauptsächlich Bücher und Kataloge über Ägypten bzw. von vergangenen Sonderausstellungen.
Audio Guide/Führungen
Obwohl ich entsprechende Markierungen an den Ausstellungsstücken vorfand, wurde mir kein Audio Guide angeboten. Ein von mir befragter Herr an der Kasse erklärte mir, dass es diese Audio Guide nur während Sonderausstellungen gibt.
Laut Website bietet das Museum auch recht interessant Mottoführungen an ausgewählten Tagen an. Diese sollen auch für Kinder gut geeignet sein.
Resümee
Ich empfand das Museum nicht so beeindruckend wie die ägyptische Abteilung im Wiener Kunsthistorischen Museum oder so informativ wie die Sammlung auf Schloss Hohentübingen, doch alleine wegen der goldenen Maske der Sat-Djehuti hat sich für mich mein einstündiger Besuch gelohnt. Wegen der fehlenden Beschriftungen im zweiten Teil würde ich das Museum zur Zeit mehr als ein Erlebnis für das Auge als für das Wissen bezeichnen.
Weitere Reisenotizen und Links
Webseite des Museums
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