Stubaitalbahn

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Zweirichtungstriebwagen der Stubaitalbahn

Im März 2008 nutzte ich den ersten warmen Frühlingstag, um einen Ausflug mit der Stubaitalbahn von Innsbruck nach Fulpmes zu unternehmen. Diese Bahn startet als Straßenbahn in der Tiroler Landeshauptstadt und überquert anschließend als Gebirgsbahn einige spannende Brücken.

Die Stubaitalbahn von Innsbruck nach Fulpmes

Diese Bahnstrecke wurde im Jahre 1904 erbaut und führt seither mit einer Spurweite von nur 1000 mm von der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck nach Fulpmes im Stubaital. Damals war dieser Ort als Sitz von Werkzeugindustrie aber auch von Bergwerken bekannt. Heute kennt man Fulpmes als einen der wenigen österreichischen Orte mit einer Moschee.

Was mich nun an dieser Strecke besonders reizte, war der Umstand, dass die rund 18 km durch Wald, Wiesen und gut 350 Höhenmeter mit einer stadtüblichen Straßenbahn befahren wurden.

Ein deutscher Straßenbahnwagen in Tirol

So stand ich nun am Innsbrucker Hauptbahnhof und wartete auf einen Wagen der Linie STB (Stubaitalbahn). Dieser kam dann auch prompt in Form eines „Ex-Hagener Gelenktriebwagens“.

Ein Wagen, der in den 70er noch in der Stadt Hagen im Einsatz war. Über die Möglichkeit das alte Modell noch zu nutzen freute mich besonders, denn ich hatte bereits gehört, dass diese „Hagener“ bald durch „Cityrunner“ ersetzt  werden würden.

Aber zunächst zuckelten wir noch durch den Innsbrucker Straßenverkehr: Erst ab dem alten Stubaitalbahnhof, dessen Remise heute ein Lokalbahnmuseum beherbergt, wurde es ernst.

Die Straßenbahn begann an Höhe zu gewinnen. Gerade noch waren wir an Kaufhäusern, Imbissbuden und Cafés vorbeigezogen, jetzt aber ließen wir die Stadt unter uns zurück. In mehreren Kehren schraubte sich die Bahn immer höher. Bald verschmolz Innsbruck zu einem grauen Häusermeer vor der prächtigen Kulisse der alpinen Inntalkette (Nordkette).

Noch waren wir aber nicht ganz der bürgerlichen Zivilisation entronnen. Auf der Strecke ging es an zahlreichen modernen Häusern vorbei, deren Besitzer recht wohlhabend wirkten. Erst nach einiger Zeit tauchten die ersten Bauernhöfe auf. Diese wechselten sich mit Waldstücken und Lichtungen ab, in denen aus Holzstämmen gezimmerte Hütten die Strecke säumten.

Hör mal, wer da hupt?

Auch die Verkehrsschilder veränderten sich! Auf einer Tafel an einer Straße wurde das Rodeln verboten, auf einem Schild in der Nähe wurde vor Kühen auf der Straße gewarnt. Zweifellos kamen wir der Natur immer näher. Als wir die Mutterer Brücke auf deren Stampfbetonpfeilern überquerten, schwebte ein Greifvogel fast auf meiner Kopfhöhe vorbei.

Auch andere Tiere tauchten auf. Pferde in ihren Koppeln, Schafe in ihren Gattern. Eigenartigerweise keine Kühe, trotz des vorherigen Warnschilds. Vielleicht mögen Kühe das Hupen nicht?

Bei den ersten Hupsignalen strengte ich mich noch an, den Lastwagen zu suchen, der da gerade gedröhnt hatte. Aber bald stellte ich fest, meine Straßenbahn bimmelt nicht, die hupt. Und das tat sie oft, denn wir überquerten zahlreiche Forstwege und unbeschrankte Straßen. Und manchmal zogen wir auch an Wanderern und Nordic Walkern vorbei.

Straßenbahngespräche und Tiroler Speck

Dann geschah an einer Haltestelle mit den Namen Telfer Wiesen etwas Merkwürdiges. Hier war eine Ausweiche, wo sich die Gegenzüge der Stubaitalbahn gewöhnlich begegneten. Zu meinem Erstaunen fuhren sie aber nicht sofort aneinander vorbei. Nein, die beiden Wagen hielten kurz Schnauze an Schnauze und die Fahrer unterhielten sich durch die offene Tür über allerlei kulinarisches: „Ob denn der Speck geschmeckt habe?“

Nachdem das geklärt war, ging es wieder weiter. Hier im Heiligen Land Tirol kommuniziert man scheinbar noch. Auch wurde ständig gegrüßt, selbst aus dem Wagen raus oder in den Wagen rein.

Ankunft in Fulpmes und Rückfahrt

Nach fast genau einer Stunde waren wir in Fulpmes angelangt. Leider hatten die beiden neuen Museen – ein Krippenmuseum und ein Puppen- und Spielzeugmuseum – noch nicht geöffnet.

Dafür sah ich aber einen historischen Straßenbahnwagen aus dem Jahre 1904 im Bahnhof stehen, dessen Fertigung noch in meiner Heimatstadt Graz stattgefunden haben dürfte. Noch schnell ein paar Fotos vom Bahnhof Fulpmes gemacht und die Rückfahrt begann. Diesmal saß ich auf der Talseite des Wagens und hatte einen direkteren Blick in das Stubaital.

So konnte ich nun die Sprungschanze am Bergisel von der Rückseite betrachten bzw. auch die Europabrücke, lange Zeit die höchste Brücke Europas, zumindest aus der Ferne sehen. Auch die Kreither Brücke konnte ich nun besser sehen, welche eine der seltenen Trestle-Brücken in Österreich ist und mich ein wenig an den Wilden Westen Amerikas erinnerte.

Kurioserweise hielten wie auf der Rückfahrt wieder bei den Telfer Wiesen. Und wieder entspann sich ein Gespräch zwischen den beiden Wagen über die Qualitäten des Tiroler Specks.

Nun, ich habe mir nach diesem Ausflug zwei Dinge notiert. Erstens, Straßenbahnen müssen nicht auf Straßen fahren. Und zweitens, wenn ich wieder mal nach Fulpmes fahre, werde ich vorher reichlich vom  Tiroler Speck probieren. Ich will ja mitreden können, bei der Haltestelle Telfer Wiesen.

Fazit

Die Fahrt mit der Stubaitalbahn ist ein interessantes Erlebnis, bei dem sich eine Straßenbahn in eine Bergbahn wandelt. Zwar sind die Aussichten nicht so spektakulär wie bei der Arosabahn in der Schweiz, dafür ist die Bahn aber sehr gut für einen Tagesausflug aus Innsbruck geeignet.

Quellen / Weiterführende Links

  • Link Offizielle Webseite der Innsbrucker Verkehrsbetriebe
  • Link Beschreibung der Stubaitalbahn auf Wikipedia