„Hannibal ad Portas“, so tönte einst der Schreckensruf der Römer, als im zweiten Punischen Krieg der karthagische Feldherr Hannibal mit seinen Kriegselefanten schon fast vor den Mauern Roms stand. Im Oktober 2004 stand ich vor der gleichnamigen Ausstellung in Karlsruhe und niemand rief „Travelwriter ad Portas“, … wahrscheinlich hätte ich meine Kriegselefanten mitnehmen sollen.
Aber nun zur Ausstellung selbst, die im Schloss von Karlsruhe untergebracht war und in erster Linie der Geschichte Karthagos gewidmet war.
Ich erreichte die Ausstellung über eine Treppe, die mich in das erste Obergeschoß des Landesmuseums führte. Nach zwei weiteren Glastüren betrat ich die Welt Karthagos. Diese äußerte sich in einem mittelgroßen Schauraum, der zur linken durch eine übergroße Abbildung eines Kriegsschiffes jener Zeit dominiert wurde. Dieses fuhr auf einem Meer, das durch eine Tapete mit Wellenmuster dargestellt war. Das Muster zog sich auch über den Boden hin … in anderen Worten, ich stand förmlich in den Gewässern des Mittelmeers.
Zu meiner Rechten fand ich dann schon das erste eindrucksvolle Schaustück der Ausstellung, ein Sarkophag in Form einer edlen Frau. In den Schaukästen daneben wurden dann Fundstücke aus dem Reich Karthagos der Reihe nach dargestellt und beschrieben. Dabei fiel mir positiv auf, dass sich die Beschriftung gut lesen ließ und wegen der Nähe der Stadt Karlsruhe zu Frankreich, neben Deutsch auch in Französisch ausgeführt war.
Hinter dem zuvor erwähnten Kriegsschiff ging es dann weiter in einen dunklen Raum, wo mich ein Film von acht Minuten auf die Ausstellung einstimmte. Dieser wurde nonstop vorgeführt, ich musste also nicht warten. Die Inhalte waren aber sehr oberflächlich, die Geschichtsexperten unter uns können wahrscheinlich darauf verzichten.
Denn schon die nächsten Meter der Ausstellungen boten mir allerlei Informationen in Schrift und Bild. So sah ich den Grundriss der Stadt Karthago, wo ich gut die Lage des legendären Kriegshafens erkennen konnte oder die Lage der Mauer, die die Stadt gegen die Stämme Afrikas schützte. Auch die Bauweise der Häuser war gut mit Skizzen dargestellt.
In einen weiteren Themenbereich wurde ich über die Speisen der Karthager aufgeklärt, dann ging es allerdings gleich weiter zu den Begräbnisritten dieses Volkes. Dabei gefiel mir besonders ein Bild von einer Kinderbegräbnisstätte in Karthago, die durch die Mischung aus antiken Grabsteinen und Palmen eine interessante Stimmung ausstrahlte.
Es gab auch eine Grabkammer zu sehen, die mir allerdings nicht so sehr imponierte. Schon mehr gefiel mir dann ein Seitenraum, wo für Kinder aber auch für jung gebliebene Erwachsene die Möglichkeit bestand aktionistisch zu werden. So konnte man dort zum Beispiel mit Hilfe von Ton Masken gestalten, ganz wie man sie zuvor in den Ausstellungsräumen zu mehreren gesehen hatte.
Ich selbst ging aber weiter in die Ausstellungsräume hinein, las mir kurz die Texte über die Tempelprostitution durch und betrachtete neugierig das Modell der Stadt Kerkouane. Diese gilt als am besten erhaltene punische Stadt und ist heute am tunesischen Kap Bon zu finden.
Das Modell zeigte mir recht gut die Lage der Stadt am Meer, doch war ich ein wenig enttäuscht. Insgeheim hatte ich gehofft, ich würde ein Modell der Stadt Karthago selbst mir ihrem tollen Hafen sehen können.
Doch die Enttäuschung hielt nicht lange an. Zunächst gelangte ich an ein Modell des Denkmals für König Massinissa, von dem ich erfuhr, dass es noch in der Wüste Tunesiens stehen würde. Ganz klar, dass ich es mir auf meine Besuchsliste für meinen Tunesienaufenthalt gesetzt habe.
Nachdem ich dann auch an einem PC vorbei kam, wo man die CD-Rom „Macht und Reichtum der antiken Großstadt“ (im Museumsshop erhältlich) ausprobieren konnte, gelangte ich in einem Raum, der von einem beeindruckenden Bild dominiert wurde … der legendäre Hafen von Karthago.
Dazu muss man wissen, dass dieser zweigeteilt war. Vorne der rechteckige Handelshafen und hinten der kreisrunde Kriegshafen mit seinen großen Schiffshallen, wo jedes Schiff seine eigene ganz persönliche Garage hatte.
Vor dem Bild sah ich eine Nachbildung dieser riesigen kreisrunden Halle im Modell, wo auch Teile der Innenkonstruktion sichtbar gemacht wurde. Ein wenig erinnerte mich das alles an die deutschen U-Boothäfen des zweiten Weltkrieges an der französischen Atlantikküste.
Die Karthager hatten ihre Schiffe natürlich nicht nur im Hafen, nein, sie fuhren damit auch auf das weite Meer hinaus. Mehrere Tafeln erklärten mir, wo die Karthager, oder eigentlich deren Ursprung, die Phönizier schon überall waren. Dabei wurde auch zu Theorien über ihre Anwesenheit auf den Azoren oder gar in Amerika Stellung genommen.
Leider fuhren sie nicht wirklich nach Amerika sondern fuhren des Öfteren nur zum Nachbarn rüber, nach Sizilien. Und dort kamen sie irgendwann in den Konflikt mit den Römern … und damit kommen wir auch zum Ausstellungstitel zurück.
Auf drei großen Tafeln wurden die Ereignisse der drei punischen Kriege zwischen Karthago und Rom erzählt. Beim zweiten punischen Krieg zog Hannibal mit seiner Armee und einigen Kriegselefanten, den Panzern der Antike, über die Alpen und überraschte dabei die Römer im Norden von Italien, während diese eigentlich einen Angriff aus dem Süden oder von der See her erwarteten.
Auf diesen Angriff mit den Elefanten spielte auch ein Film an, der hoch über den zwei Büsten von Hannibal ständig abgespielt wurde, und wo man in einer Schlachtszene beobachten konnte, wie diese grauen Ungetüme unermüdlich in Richtung Feind trampelten.
Die Büsten sind sicherlich auch eine sehr sehenswerte Sache, denn eigentlich ist man sich ja über das konkrete Aussehen von Hannibal nicht gar so sicher. Die Ausstellung zeigte aber die in diesem Zusammenhang immer wieder erwähnte Büste aus dem Prado Museum in Madrid.
Das große persönliche Erlebnis waren für mich aber gar nicht die Büsten. In sehr vielen Büchern hatte ich schon von der Rostra gehört, das ist eine Vorrichtung am Bug der Kriegsschiffe zum Rammen der feindlichen Boote. Bekanntlich stellten die Römer nach einem Seesieg auch ein Denkmal mit solchen Rammspornen auf ihrem Forum auf, worauf die Rednerbühne vor diesem Denkmal fortan nur mehr Rostra genannt wurde. Leider hatte ich bisher noch nie eine solche Rostra gesehen…
… und genau ein solcher Rammsporn war in der Ausstellung zu sehen! Zu meiner Überraschung sah dieses Teil ganz anders aus, als von mir erwartet. Und um die Sache perfekt zu machen, gab es auch ein Bild von einer Rekonstruktion wie das Denkmal in Rom ausgesehen haben könnte.
Damit war ich aber auch schon fast am Ende der Ausstellung. Erwähnenswert wäre vielleicht noch der letzte Themenbereich, wo gezeigt wurde, wie die Ereignisse rund um Karthago in die Künste der Nachwelt eingeflossen sind. So sah ich Gemälde über die einzelnen Ereignisse gleichermaßen wie Statuetten von der legendären Salammbô, die mit ihrer Schönheit einen der Söldnerführer Karthagos den Kopf verdreht haben soll. Nun, sie war sehr schön, allerdings aber auch sehr erfunden, vom keinem geringeren als dem bekannten französischen Schriftsteller Gustave Flaubert.
Ich werde nun aber nichts mehr erfinden sondern den Ausstellungsbericht beenden. Für all jene, die sich diese Ausstellung noch ansehen wollen, hier ein paar weiterführende Details:
Die Ausstellung befand sich im Schloss Karlsruhe. Vom Bahnhof aus würde ich öffentlich mit den Bahnen 2, S1, S4, S11 bis Haltestelle Marktplatz fahren und dann auf Schloss zugehen. Aber diesmal fuhr ich ja mit dem Auto, das mich zielstrebig zum Zirkel brachte, jenem Teil des Rings direkt vor dem Schloss.
Der Eintritt hätte für mich 8 Euro (Vollpreis) betragen. Da ich aber im Laufe der nächsten 12 Monate noch öfters Museen und Ausstellungen im Raum Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz besuchen wollte, kaufte ich mir die oberrheinische Museumskarte. Diese kostete mir 53 Euro und bietet mir für einen Jahr lang kostenlosen Besuch in zahlreichen Museen entlang des Oberrheins in der Schweiz, Frankreich und Deutschland. Und eben auch hier in dieser Landesausstellung.
Die Gastronomie war sehr schön auf die Ausstellung abgestimmt. Das Museumscafe nannte sich Cafe de Nattes und bot tunesische Kost. Die Speisekarte war allerdings nicht besonders groß und es schien Selbstbedienung zu herrschen.
Die Räumlichkeit selbst war interessant gestaltet. Während man selbst noch auf Stühlen und Tisch der uns gewohnten Bauart saß, befanden sich entlang den Wänden zur Dekoration auch arabische Elemente. Die Mauern waren mit farbenfrohen Fotos von Tunesien geschmückt. Als ich in Richtung Fenster weiterging, entdeckte ich einen Bereich, wo man auch auf Kisten entlang der Wand sitzen konnte und seine tunesischen Leckereien bei einem Blick durch die großen Fenster auf den Schlossvorplatz genoss.
Die Toiletten gab es sowohl im Kellergeschoß, waren aber auch in der Ausstellung selbst im Obergeschoß verfügbar. Zumindest die im Kellergeschoß waren aber nicht für Rollstühle vorbereitet. Während ich selbst nur über Treppen die Ausstellungsräume erreichen konnte, entdeckte ich im Erdgeschoß das Schild zu einem Aufzug. Scheinbar kann man mit ihm über einen anderen Bereich des Museums in die einzelnen Stockwerke gelangen. Ich denke, bei Bedarf sollte man einfach an der Kasse fragen.
Der Museumsshop war rechts von der Kasse. Er war nur mittelgroß, hatte aber sehr schönes Material zu kaufen. So fand ich dort Kataloge zur aktuellen aber auch vergangenen Ausstellungen, CD-Roms (Karthago) und Videos (Schliemanns Erben), sowie auch viele Krüge und Geschirr aus Ton.
Auch Bücher zum Thema der Ausstellung waren erhältlich. Von diesen kannte ich schon ein paar: „Die Phönizier“ (sehr schöne Aufmachung) oder das absolut günstige Buch „Hannibal“ (sehr informativ geschrieben, jedoch viele Fachwörter). Interessant könnte vielleicht das Buch von Flaubert sein, dass allerdings ein Roman ist und kein Sachbuch.
Ich selbst kaufte die CD-ROM über Karthago und den Museumsführer für Baden-Württemberg und bin bis jetzt sehr zufrieden damit.
Bei meinem Besuch entschied ich mich für die Führung um 2 Euro, und nicht für den Audio Guide in deutscher, englischer oder französischer Sprache um ebenfalls 2 Euro.
Die Führung war technisch interessant gelöst, wir bekamen Ohrhörer und ein Empfangsgerät in der Größe einer Schnapsflasche. Die Führerin sprach in ein Mikro und wir konnten so ihren Ausführungen gut folgen. Der Funk trug sehr weit, so konnte ich sie auch hören, als ich mich des Öfteren von der Gruppe entfernte.
Allerdings vermute ich, dass der Audio Guide besser gewesen wäre. Die Führerin sprach sehr interessant und ging auch auf Fragen ein, doch war sie sehr durch die Zeitvorgabe und auch durch das Besuchsaufkommen getrieben. Mit dem Audio Guide hätte ich mir die Tour ja selbst einteilen können.
Die Ausstellung hat mir einiges an neuen Erkenntnisgewinnen gebracht und zeichnete sich vor allem dadurch aus, die Welt von Karthago dem interessierten Zuschauer näher zu bringen. Obwohl mir die Ausstellung zum Beispiel nicht den Prunk bot wie die Thraker Ausstellung in Bonn, war sie insgesamt sehr informativ und hatte für mich ihre Highlights. Übrigens, man sollte auf keinen Fall verabsäumen sich ein wenig Zeit für die restlichen Teile des Landesmuseums einzuplanen (z.B. über die Römer in Baden-Württemberg).
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